von Ilka Hey (staatlich anerkannte Ergotherapeutin B.Sc.)
Immer wieder hört man in den Medien den Begriff „Neurofeedback“. Dem Training für das Gehirn. Viele Ärzte raten immer mehr zu dem Training und empfehlen es als Alternative zur medikamentösen Therapie.
Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter und wie soll man denn das Gehirn trainieren? Welchen Nutzen hat es und wann ist ein Neurofeedback-Training sinnvoll? Diese und weitere Fragen werden in diesem Artikel geklärt.
Inhalt:
Definition Neurofeedback
Neurofeedback ist eine spezielle Art des Biofeedbacks. Biofeedback ist schnell erklärt: Wir messen einen bestimmten Vorgang in unserem Körper, nehmen diesen wahr und können darauf hin Einfluss nehmen. Wir können die Vorgänge im Körper also bewusst verändern. Ein Beispiel für Biofeedback ist die “Smartwatch” mit der Funktion des Pulsmessens. Mit Hilfe der Uhr wird unser Puls sichtbar gemacht. Durch diese Rückmeldung können wir über unsere Atmung und unser Verhalten den Puls positiv beeinflussen.
Neurofeedback ist quasi Biofeedback fürs Gehirn. Mit Hilfe von Elektroden, die auf der Kopfhaut platziert werden, wird die Hirnaktivität gemessen. Diese kann nun dem Trainierenden rückgemeldet werden. Mit Hilfe verschiedener Feedbackarten kann der Trainierende die gemessene Aktivität positiv beeinflussen.
Sowohl beim Bio- als auch beim Neurofeedback geht es darum, sich selbst zu regulieren und nicht von “außen geheilt zu werden”. Oftmals bietet Neurofeedback eine Alternative zur medikamentösen Therapie.
Für wen ist Neurofeedback geeignet?
Neurofeedback ist eine wissenschaftliche und anerkannte Methode und wird unter anderem in folgenden Bereichen angewandt:
- Förderung der Konzentration und Aufmerksamkeit, z.B. bei ADHS
- Verbesserung von Schlaf und Entspannung
- Förderung der Impulskontrolle, z.B. bei Wutausbrüchen, Aggressionen
- Verbesserung der Stressregulation, z.B. bei Burnout
- Reduzierung von Angst und Anspannung
- Reduzierung von chronischen Schmerzen
Bei folgenden Diagnosen wird Neurofeedback oftmals angewandt:
- ADHS
- Lernstörungen
- Depressionen
- Schlafstörungen
- Migräne
- chronische Schmerzen
- Autismus
- Panik- und Angststörungen
Wie läuft eine Neurofeedback Behandlung ab?
Spezielle EEG-Sensoren (Elektroden) werden an verschiedenen Stellen auf der Kopfhaut und hinter den Ohren mit Hilfe eines Gels platziert. Dies ist völlig schmerzfrei und nicht invasiv.
Die Elektroden messen die Hirnaktivität, welche nun als EEG (Elektroenzephalografie) auf einem Bildschirm dargestellt wird. Der/die Trainierende bekommt über einen eigenen Bildschirm nun ein Feedback seiner Hirnaktivität, z.B. ein fliegendes Flugzeug. Schafft der/die Trainierende nun seine/ihre Hirnaktivität positiv zu regulieren, bewegt sich das Flugzeug und fliegt los. Bei Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten im EEG bleibt das Flugzeug jedoch auf dem Boden oder landet wieder. Durch bewusste Entspannung oder Konzentration kann der/die Trainierende nun seine/ihre Hirnaktivität beeinflussen und das Flugzeug zum Fliegen bringen.
Durch wiederholendes und regelmäßiges Training kann die Hirnaktivität nun dauerhaft verändert und verbessert werden. Es sollten mindestens 30 – 40 Trainingseinheiten stattfinden, damit das Gelernte langfristige automatisiert werden kann.
In den ersten Trainingseinheiten lernt das Gehirn was von ihm verlangt wird. Nach ungefähr 10 Trainingseinheiten sind meist kleine Veränderungen spürbar. Nun lernt das Gehirn sich neu zu strukturieren, um dann das Gelernte zu festigen und in den Alltag zu integrieren.
Ist Neurofeedback gefährlich oder schmerzhaft?
Nein, das Training ist nicht gefährlich oder schmerzhaft. Beim Neurofeedback handelt es sich um ein nicht invasives Training des Gehirns. Das Anbringen der Elektroden, sowie das Training selber ist nicht schmerzhaft. Es werden keine Stromstöße verabreicht und es können auch keine Gedanken gelesen werden.
Das Training sollte jedoch nur von einem ausgebildeten und zertifizierten Therapeuten durchgeführt werden.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Training?
Dies ist leider je nach Praxis und Therapeut unterschiedlich. Bei Ergotherapeuten kann das Training über eine Heilmittelverordnung der Ergotherapie stattfinden und mit den Krankenkassen abgerechnet werden. Bei anderen Therapeuten und Praxen ist das Neurofeedback-Training oftmals eine Privatleistung. Am besten Fragen Sie vorher bei der Praxis und ihrer Krankenkasse nach.